Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8/9 haben sich im Biologieunterricht dieses Jahr auch intensiv mit dem Ökosystem Wald beschäftigt und am Ende der Einheit eine Kreativaufgabe bearbeitet, in der sie ein Gedicht, einen Brief oder einen Tagebucheintrag aus der Sicht eines „Waldbewohners“ schreiben sollten, um dem Wald eine Stimme zu verleihen. In ihren Texten setzten sich die Jugendlichen eindrucksvoll mit der Bedeutung und Verletzlichkeit dieses einzigartigen Lebensraums auseinander. Dabei flossen viele der im Unterricht erarbeiteten Fachbegriffe ein – und die Ergebnisse zeigen nicht nur Sachkenntnis, sondern auch viel Empathie und Kreativität.
Vier besonders gelungene Beiträge stellen wir hier vor:
Im naturnahen Wald, im naturnahen Wald,
da sind die meisten Bäume schon alt.
Die Bäume sind alt, die Bäume sind weise,
doch warum die Menschen sie fällen, wissen sie auf keine Weise.
Die Bäume sind gut für´s Klima, also warum
fällen wir sie, das ist doch dumm.
Der naturnahe Wald sorgt für´s biologische Gleichgewicht
und wer das stört, ist ein Bösewicht.
Die Tiere machen Zellatmung und die Pflanzen Fotosynthese,
das ist schon seit Jahrhunderten so und der Menschen neuste These.
Die Natur käme ohne Menschen klar,
doch nur wenige schätzen jeden Strauch gar.
Im Wald gibt es Habitatvielfalt,
in der Stadt nur grauen Asphalt.
Das alles ist wichtig für´s Ökosystem
und ohne das hätten wir ein großes Problem.
Dürren und Fluten treffen uns schon,
hoffentlich bemerken wir bald, wie wichtig ist der Walt für die Klimaregulation.
Doch dafür ist dieses Gedicht da, damit die Menschen begreifen,
dass es Zeit ist, im Handeln zu reifen.
Bjarne Hecktor
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Hallo, ich hänge oben an einem Baum. Ich bin braun und ich bin mindestens 50 m über dem Waldboden und habe eine schöne Aussicht. Ich gucke über den ganzen Wald, manchmal ist ein Vogel in meiner Nähe. Was bin ich? Ja, ich bin ein Zapfen, der an einem Baum hängt.
Hier oben ist die Aussicht wunderschön. Manchmal scheint die Sonne und dann ist mir ganz warm. Doch manchmal regnet es auch und dann bin ich ganz nass. Im Winter bin ich oft mit Schnee bedeckt und dann ist mir kalt. Oft sehe ich Spaziergänger, die durch den schönen Wald laufen. Sie reden laut. Manche von ihnen haben einen Hund dabei. Dann höre ich lautes Hundegebell und manchmal pinkeln die Hunde an den Baum. Es gibt manche Menschen, die schmeißen in der Nacht Müll in den Wald. Ich finde es gar nicht gut, aber ich kann ja nicht richtig reden, sondern nur sehen und denken. Ich lebe im höchsten Stockwerk des Waldes, ganz oben. Es gibt in der Nähe einen Totholzhaufen, Da. Leben viele Insekten und andere Tiere. Außerdem bilden sich da neue Pflanzen. Das ist übrigens ein Nähstoffkreislauf. Meine Kollegenleisten immer tolle Arbeit. Sie betreiben Fotosynthese. Weißt du, was meine Kollegen sind? Der Wald is ein Ökosystem. In der ganzen Zeit, wo ich hier oben hänge, habe ich viel erlebt und gesehen. Der Walt reguliert sich selbst und er bietet so viele Lebensräume. Der Walt hat sogar ökologische Nischen. Weißt du, was ökologische Nischen sind? Nein? Ich verrate es dir! Se sind die Gesamtheit der Beziehungen einer Art zu ihrer Umwelt. Sie haben unterschiedliche Ansprüche, sind aber konkurrenzlos. Der Wald nimmt CO2 auf, speichert es in Form von Holz und reguliert das Klima in vielfacher Weise lokal, regional und global. Das nennt man eine Klimaregulation. In dieser ganzen Zeit habe ich viel erlebt und gelernt. Doch ist es vorbei, denn da kommt ein Eichhörnchen und Mill mich annagen.
Bis bald,
Dein Zapfen
Nils Aßhauer
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Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Wald.
Hör ist´s oft kühler und kalt.
Komm setz dich hin ins weiche Gras,
wo oftmals hoppelt manch ein Has.
Und lausch mal still,
was der Wald dir sagen will.
Hier wimmelt es von Produzenten,
weit sind auch nicht die Konsumenten.
Schau dir an die Bäume viel
drunter wachsen Blumen am Stiel.
Sie alle machen Fotosynthese.
Nein, das ist keine neue Art von Käse.
Der Nährstoffkreislauf geht herum.
Auch die Tiere sind nicht gerade dumm,
in der ökologischen Nische wimmeln sie herum.
Perfekt funktioniert das Ökosystem,
die Tiere keine Verbrechen begeh´n.
Und, ach schau mal dort,
über´s Totholz ein Fuchs läuft grad fort.
Er hat so schön, große Augen,
die einem den Atem fast rauben.
Doch auch an diesem stillen Fleck ist Gefahr,
der Mensch, er ist überall da.
Der Müll, ja er macht und kaputt.
Abgerissene Bäume stehle uns all uns ´ren Schutz.
Doch ich, der Wald, will sorgen,
dass in mir alle friedlich und geborgen.
Joelli Nadein
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Liebes Tagebuch,
ich bin sooo müde. Die Nacht war mal wieder sehr anstrengend für mich und meine Freunde. Immer mehr Bäume verschwinden aus meinem Wald und ich finde kaum noch Ruheplätze. Ich bin Flia, eine schüchterne Fledermaus und ja, ich schreibe gerne Tagebücher. Klingt sicher verrückt, aber irgendwo muss ich meinen Frust ja loswerden. Früher war unser Wald voller Liebe und Leben. Überall hingen meine Freund und ich in den Höhlen alter Bäume oder kuschelten uns ins Totholz. Dort war es schön warm, feucht, perfekt für die ganzen Pilze, so wie für uns. Das ganze Ökosystem hat funktioniert wie ein Uhrwerk. Die Produzenten, also die Pflanzen haben durch Fotosynthese Sauerstoff produziert, die Konsumenten wie Rehe oder Vögel haben sich somit ernährt und die Destruenten – Pilze und die ganzen Bakterien haben alles in Nährstoffe verwandelt. Dadurch gab es einen perfekten Nährstoffkreislauf. Und jetzt? Jetzt kommen Menschen mit Maschinen. Sie machen aus meinem Zuhause eine „Plantage“. Keine biotischen Umweltfaktoren wie Sprechtechnik oder Wildkatzen, die mich nachts begleiten. Und der Boden leidet unter Erosion, wie nichts mehr ihn schützen konnte. Ich frage mich, ob die Menschen überhaupt wissen, wie sehr sie uns damit schaden. Der Wald ist nicht nur ein Ort zum Spazierengehen und Eis Essen, sondern er ist auch Kohlenstoffspeicher und Klimaregulator, ein Ort zum Zurückziehen und Leben. Diese Fähigkeit der Selbstregulation ist bei uns besonders stark, weil wir so viele verschiedene Arten und eine hohe genetische Vielfalt im Wald haben. Und der Wald kann sich selbst regulieren, wenn man ihn lässt.
Ich wünsche mir, dass mal ein Mensch einen Tag als Fledermaus verbringt. Vielleicht versteht er uns dann, wieso unser wilder Wald so wichtig für uns alle ist!
Jetzt muss ich schlafen gehen! Morgen Nacht versuche ich mal mein Glück in einer alten Buche. 🙂
– wenn sie noch geht…
Deine Flia
Elena Milanovic
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Die Fotos sind bei einer gemeinsamen Exkursion entstanden: